Die häufigsten Nähpannen – und wie du sie vermeidest (oder kreativ meistert)

Nähpannen

Gerade wenn es schnell gehen soll, passieren mir Pannen beim Nähen – oder ein fach auch so zwischendurch. Das gehört dazu und ist ganz normal (vgl. meinen Artikel über Perfektionismus). Direkt heute morgen ist es mir wieder passiert – ich wollte noch „ganz schnell“ die Hose für den Urlaub fertig nähen und während ich so nähe, merke ich – der Bund ist falsch herum. Also angehalten, den Nahttrenner geschnappt (ja, und auch ein bisschen geflucht 😇), aufgetrennt und nochmal. Der Nahttrenner ist ja nicht umsonst eines der meistgebrauchten Nähwerkzeuge. Missgeschicke und Fehler – Nähpannen – gehören zum Nähleben dazu, egal wie lange man schon näht und statt sich selber zu beschimpfen, ist es besser, darüber zu lachen und etwas zu lernen. Höre übrigens mal genau hin, wenn du „oh‘ du Idiotin, immer machst du solche Sachen“ oder etwas in der Art zu dir selber sagst. So etwas würdest du deiner besten Freundin doch auch nicht an den Kopf werfen, oder? Und „immer“ stimmt sowieso nicht. Ich habe meine Nähpanne heute früh als freundliche Erinnerung genommen, dass ich mir mehr Zeit nehmen sollte und nicht alles auf den letzten Drücker erledigen. Und dass ich darüber noch einen Blogartikel schreiben sollte…

Die häufigsten Nähpannen

Was tun, wenn du zwei linke Ärmel zugeschnitten hast?

Da der Stoff so flutschig war, hast du nicht in doppelter Lage zugeschnitten (was im Grunde ein super Tipp ist!) aber dann vergessen, für den zweiten Ärmel das Schnittteil auf die linke Seite zu drehen, damit du zwei gegengleiche Ärmel bekommst. Und es ist kaum noch Stoff da. Und nun? Vielleicht passt stattdessen eine kurze Ärmelvariante (vielleicht ein Flatterärmel oder quer zum Fadenlauf) oder eine Art kurzes Bündchen? Oder ein ganz anderer Stoff? Nimm‘ die Nähpanne als eine Chance zu Designvariation!

Nahtzugabe vergessen – wie kannst du dein Projekt retten?

Du schneidest ganz ordentlich dein Kleidungsstück zu, nähst und plötzlich ist es viel zu zu klein, obwohl du dir ordentlich vermessen hast? Ja, es könnte sein, dass in dem Schnitt noch keine Nahtzugabe enthalten war! Außerdem arbeiten die Designer mit unterschiedlichen Nahtzugaben, mal 0,7 mm, mal 1 cm, mal 1,5 – und mal eben ganz ohne. Letzteres hat Vorteile, wenn man am Schnitt Anpassungen vornimmt, Teilungen einfügt etwa. Aber man muss dann eben auch daran denken, die Nahtzugabe (bzw. Saumzugabe an Ärmeln und Saum) hinzuzugeben.

Mein Tipp für alle, die – wie ich – gerne mal vergesslich sind:

  • Markiere (mit Textmarker) auf den Schnittteilen, ob Nahtzugabe enthalten ist bzw. wie viel.

Ja, und was machst du jetzt mit deinem zu kleinen Kleidungsstück? Vielleicht ist es ja nun einfach nur „Slim fit“ und durchaus tragbar? Oder du verschenkst es an jemand kleineren (Schenken macht Freude – erzähle nur nicht, dass es eine Nähpanne war!) oder du setzt Kontrastfarbige Streifen ein, um Weite hinzuzugeben.

Warum frisst die Nähmaschine Stoff – und wie vermeidest du es?

Der Klassiker. Es passiert ganz häufig bei dünnen oder weichen Stoffen. Deine Nähmaschine möchte zwar auch manchmal gefüttert werden, aber deshalb frisst sie nicht Stoff. Sie möchte mit Nähmaschinenöl gefüttert werden. Dass der Stoff in die Stichplatte gezogen wird, kann mehrere Gründe haben:

  • du fängst zu nah am Rand an zu nähen
  • breites Loch in der Stichplatte (z.B. bei 9mm-Maschinen)

Es gibt aber verschiedene Lösungen dafür, probiere einfach mal verschiedene aus:

  • Stichplatte mit kleinerem Loch (Geradstichplatte) einsetzen, wenn du hast
  • Obertransportfuß nutzen
  • Einen „Fiffi“ (Rest Stoffstück) nutzen und darauf anfangen zu nähen, dann erst das Nähgut unterlegen
  • Seidenpapier unterlegen (und hinten überstehen lassen)
  • Fäden am Nahtanfang lang lassen und (mit sanftem Zug) festhalten.

Linke und rechte Stoffseite verwechselt – was jetzt?

Du schneidest den Stoff zu, nähst und dann kommt dir etwas komisch vor? Vor allem bei einfarbigen Stoffen ist es oft schwierig zu sehen, was ist nun die linke und was die rechte Seite. Ich hatte mir letztes Jahr eine (Wander-) Hose genäht aus einem tollen Funktionsstoff. Nur blieben immer irgendwie Fusseln daran hängen. Bis ich mal in der Beschreibung nachgelesen habe, dass die Seite mit den kleinen Schlaufen für innen gefacht war… Ja. Heute habe ich dann eine neue Hose genäht, mit der linken Seite wirklich innen. Wenn es nur ums optische geht, kommt hier mein Tipp:

  • markiere die linke Stoffseite mit einem Kreidestrich – und das auf jedem Schnitteil.

Wie vermeidest du den Fadensalat am Nahtanfang?

Du nähst eine Naht, bist fertig und schaust dir dann die Naht von der anderen Seite an – und da ist das berühmte hässliche Fadengeknäule am Nahtanfang. Kann man das nicht vermeiden??? Gerade wenn man etwas von der linken Seite aus absteppt ist dieser Knotenknubbel nicht schön. Die Lösung ist aber ganz einfach:

  • Halte den Ober- und Unterfaden beim Start fest – gerade wenn du „in der Runde“ nähst.
  • Am Nahtanfang am Rand hilft auch wieder, einen „Fiffi“ (Rest Stoffstück) zu nutzen und darauf anfangen zu nähen, dann erst das Nähgut unterlegen

Hilfe, ich habe ins fertige Projekt geschnitten – was tun?

Nicht nur beim Arbeiten an der Overlock passiert es – manchmal bin ich einfach tollpatschig und schneide in das (fast) fertige Projekt hinein. Das ist dann eine Gelegenheit, tief durchzuatmen und zu schauen, welches der vielen schönen Label im Vorrat da hin passt oder ob sich ein aufgesetzter Stoffstreifen oder eine Rüsche, Spitze etc. gut machen würde. Oft sind durch solche Nähpannen super coole Designs entstanden!

Blutfleck auf Stoff – wie bekommst du ihn wieder raus?

Ich steche mich ja gerne mal beim Nähen – mit Nähnadeln, Stecknadeln oder schneide mich beim tollpatischgen Hantieren mit dem Rollschneider. Toll, wenn das etwas tiefer ist und dann Blut auf dem Finger auf das Nähgut tropft. Natürlich ist es ein heller, empfindlicher Stoff. Wenn du es nicht waschen kannst – Label! Oder eine kleine Stickerei. Und irgendwie habe ich auch mal gehört, dass z.B. in einen Quilt auch ein paar Tropfen Blut „gehören“…

Warum Nähpannen normal sind – und dich sogar besser machen

Ich hoffe du siehst, Nähpannen sind völlig normal – und sie helfen dir zu lernen und machen dich besser.

Außerdem ist „Perfekt“ doch irgendwie langweilig – Nähgeschichten mit Pannen sind die, die man weitererzählt. Ohne meine Panne heute früh, wäre z.B. dieser Blogartikel nicht entstanden.

Welche Nähpanne ist dir zuletzt passiert? Schreib’s mir in die Kommentare – ich verspreche, ich lache wenn dann mit dir, nicht über dich. Außerdem ergänze ich sehr gerne die Liste der Nähpannen.

Letzte Aktualisierung am 29. August 2025 von Anja Dix

Veröffentlicht am

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert