Der Mindset, um sich glücklich zu nähen
Stell‘ dir vor: ein Stück Stoff, ein wenig Garn und Fantasie – und du zauberst daraus etwas Einzigartiges. Klingt magisch, oder? Genau das ist es auch!
Nähen kann ein wahrer Glücksbringer sein. Oder auch Therapie, je nach Perspektive. Denn Nähen hat etwas unglaublich Beruhigendes und Befriedigendes. Der Prozess „Stoff aussuchen – zuschneiden – zusammennähen“ ist irgendwie sogar meditativ. Und dann das Gefühl, wenn aus einer Idee ein fertiges Projekt entstanden ist – einfach unbezahlbar.
Aber wie erreicht man dieses Glücksgefühl? Und den Spaß am Tun? Nein, ich werde hier jetzt keine Studien zitieren, sondern das beschreiben, was ich die letzten Jahre beobachtet und erlebt habe.
Es beginnt mit der Einstellung („Mindset“), und das schauen wir uns gleich mal genauer an.
Mach dir keinen Druck!
Denkst du “So professionell wie im Geschäft kann Selbstgenähtes sowieso nicht aussehen” und – schwupps – schon sitzt du in der Perfektionsfalle.
Perfektion kann zum Feind der Kreativität werden, wenn sie dich davon abhält, überhaupt erst zu starten oder wenn du deine Werke überkritisch be- oder verurteilst. Es ist völlig okay, wenn der erste Versuch nicht perfekt wird. Außerdem gehören Fehler zum Prozess und machen jedes Stück einzigartig. Oft entstehen dadurch die kreativsten Versionen. Oder eben der besondere Charme. Gib dir selbst die Erlaubnis, Fehler zu machen und daraus zu lernen. Fehler (oder Umwege) sind wichtig, um besser zu werden. Sei stolz auf das, was du geschaffen hast, denn du hast es gemacht. Du hast es produziert und bist ins Tun gekommen. Bravo!
Lernen macht Freude
Jede musikalische Virtuosin und jede Top-Sportlerin übt bzw. trainiert. Immer wieder. Oder glaubst du, dass eine Virtuosin ein neues Stück einfach so aus dem Ärmel schüttelt? Nein, sie übt. Und da sind falsche Töne dabei, die Dynamik passt noch nicht so ganz, und, und, und… Oder glaubst du, die Top-Sportlerin liegt faul auf dem Sofa und läuft dann eben mal so einen Weltrekord? Nein, sie trainiert dafür.
Das Schöne am Nähen als Hobby ist, dass wir das aus Spaß machen – also lass‘ uns Freude am Lernen und den kleinen Fortschritten haben. Und auch die winzig kleinen Fortschritte kann man feiern! Der erste Reißverschluss? Yeah! Das erste Quilting? Yippieh! Fotografiere deine Werke, führe ein Näh-Tagebuch. Du wirst nach einer Weile staunen, was du so alles geschaffen und dabei gelernt hast.
Inspiration top, Vergleiche flop
Stell’ dir vor, du gehst Laufen um fit zu bleiben und den Kopf frei zu bekommen – vergleichst du dich dabei mit anderen? Ja, manche spornen Wettbewerbe an und da mag man sich mit anderen messen. Aber ist nicht viel wichtiger, wie es dir geht? Wie du dich entwickelt hast? Oder dass du einfach Spaß an der Bewegung hast? Und fitter, gesünder, ausgeglichener als ohne das Laufen bist?
Im kreativen Bereich sind Instagram, Pinterest und co. tolle Inspirationsquellen, aber sie können auch Druck erzeugen. Es ist für die Freude am Tun nicht wichtig, was andere wie oder wie viel oder wie schnell gemacht haben, sondern es geht um dein Projekt. Es ist einzigartig und muss sich nicht mit anderen messen. „Mach‘ dir keinen Druck“ steht nicht umsonst an erster Stelle in diesem Blogartikel…
Nähen verbindet! Es gibt nichts Schöneres, als sich mit anderen über Stoffe, Schnitte und das Nähen auszutauschen. Inspiration ganz ohne Vergleiche, versteht sich! Die gemeinsame Freude am Kreativsein verbindet und es können sogar richtig tolle Freundschaften entstehen.
Dream big, start small
Hey, es ist völlig ok, von großen Dingen zu träumen. Der epische Quilt, das legendäre Ballkleid oder die perfekte Tasche. Aber nicht jedes Projekt muss groß sein. Vor allem nicht am Anfang. Wenn dich ein großes Traumprojekt davon abhält, überhaupt zu starten, beginne doch mit einfachen Dingen, wie einem Kissen, einem Stirnband oder einem Beutel. Kleine Erfolgserlebnisse motivieren und machen Lust auf mehr. Und wer weiß, vielleicht ist deine Nähreise zum schicken Blazer oder dem perfekt sitzenden BH gar nicht so lang und beschwerlich wie du jetzt glaubst. Wichtig ist, dass du überhaupt anfängst, und da sind kleine Projekte die geringere Hürde.
Enjoy the process
Nähen ist ein Prozess – genieße ihn!
Das Schöne am Nähen ist, dass du ganz im Moment sein kannst. Es ist wie meditieren (glaube ich zumindest – ich habe keine wirkliche Moditationserfahrung): Du konzentrierst dich auf das Hier und Jetzt, die Welt um dich herum tritt für einen Moment in den Hintergrund. Nur du, der Stoff und deine Nähmaschine. Es ist der Flow. Genieße diese Auszeit! Eigentlich ist ja dann auch egal, was beim Nähen rauskommt – Hauptsache, du hast deine Meditation genossen und es tat gut, mal abzuschalten. Gönne dir diese Momente bewusst. Sei stolz auf deine Kreativität und lass dich von der Freude treiben, die Nähen mit sich bringt. Und ja, auch wenn dann mal der Nahttrenner zum Einsatz kommt – egal! Auch das gehört zum Prozess. Und es ist viel weniger schlimm, wenn man sich nicht darüber ärgert, sondern es einfach hinnimmt und tut. Noch besser: darüber lachen, sich freuen dass man wieder was gelernt hat und dann einfach tun. Vielleicht sogar meditativ.
Fazit: Nähen macht glücklich!
Nähen kann eine Reise zu dir selbst sein. Du brauchst Geduld (ja, aber bitte sofort…), Kreativität (glaub’ mir – die hat jede/r) und manchmal auch ein bisschen Mut (einfach mal machen, könnte ja gut werden). So können unendlich viele Glücksmomente entstehen. Mit der richtigen Einstellung. Also, leg los. Das Tun ist entscheidend. Und falls du dich ertappst, dass du dich stresst, vergleichst oder unter Druck setzt: Ommmmmmh. Durchatmen, lachen, dich schütteln und einfach machen. Du kannst dein Denken ändern, also ran‘ an die Nähmaschine und näh’ dich glücklich!
Hast du noch Tipps, wie Nähen dich glücklich macht? Teile deine Erfahrungen gerne in den Kommentaren! 😊
Letzte Aktualisierung am 14. Januar 2025 von Anja Dix
Hi Anja,
Du bist ein ganz toller kreativer Herzensmensch 💚 .
Ich schätze Dich und deine bezaubernden Werke sehr.
🙏🏻 Bitte bleib genauso wie du bist 💝
Hej Anja, da hast du wieder einen ganz tollern Blogbeitrag verfasst.
So wahre Worte; meine volle Zustimmung.
Für den Start in das Nähen von Bekleidung und Taschen kann ich noch empfehlen ausrangierte Teile einfach mal auftrennen um zu schauen wie sie aufgebaut sind. Nebenbei erhält man dann auch (sofern noch gut funktionierend/brauchbar) Reißverschüsse, Kordelstopper, D-Ringe, Leiterschnallen usw. für weitere Experimente.
Zum Thema Patchwork&Quilten sind mir, neben den im Blog schon aufgeführten Medien im Internet, die Besuche von Ausstellungen und Museen sehr hilfreich um neue Inspirationen zu finden. Druck empfinde ich dabei nicht, eher den Reiz so was auch mal zu versuchen und dabei neue Wege entdecken, einfach mal machen. 😉
Ach ja, Yoga und Meditation nutze ich im klassischen Sinne, doch nähen ist für mich ebenso eine Art von Yoga/Meditation, denn dabei bin ich ebenfalls im Hier und Jetzt, kann die Welt draussen lassen und den Kopf frei bekommen. Ganz wichtig dabei sind jedoch eine gute Position vor der Nähmaschine und ausreichend Bewegungspausen mit ein paar Lockerungsübungen. 🙂
Liebe Anja, deine Tipps sind richtig. Meist ist das Loslegen die größte Hürde. Früher war ich sehr viel mutiger und hab fast alles genäht. Nun versuche ich, das Motto “einfach machen, könnte ja gut werden”. Es klappt nicht immer. Deine Bemerkungen, dass man bei IG viel sieht und vielleicht auch machen will, erhöht ein wenig den Druck. Deine Anregungen diesbezüglich finde ich gut. Bin auf weitere Blogbeiträge bzw Newsletter gespannt.