Geld sparen durch selber nähen?

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Mythos und Wirklichkeit

Manche Menschen denken, dass man durch selber nähen Geld spart, weil man dann ja die Kleidung, die man sonst kauft, “günstig” näht. Äh… nein. Also meistens. Es kommt also darauf an. Natürlich kann ein selbstgenähtes Kleidungsstück vom Materialeinsatz weniger kosten als ein Markenkleidungsstück – aber ist das der Grund, weshalb du nähst?

Meine Mama “musste” in den 50er Jahren selber nähen, um schicke Kleider tragen zu können, und auch heute ist es möglich, durch “Upcycling” beim Materialeinsatz zu sparen und auch noch verantwortungsvoll mit Ressourcen umzugehen. Meine ersten selbstgenähten Kleider waren alte Bettlaken, die ich gebatikt habe. Heute gibt es so viele schöne Stoffe zu kaufen, dass es sehr verführerisch ist, sich einen “Vorrat” anzulegen oder man spontane Impulskäufe tätigt, ohne ein konkretes Projekt dafür zu haben. Der Kaufimpuls kann bei Stoffen ebenso stark sein, wie bei Kleidung (oder Schuhen).

Seit ich meine Kleidung selber nähe (und mir keine Kleidung mehr kaufe), ist mir aber bewusst geworden, wie “unbedacht” ich oft einfach geshoppt habe. Das Nähen dauert ja (meistens) etwas länger als Kaufen – so mache ich mir mehr Gedanken darüber, was ich wirklich brauche und möchte. Auch wenn ich zugegebenermaßen jetzt Stoff-Kaufimpulsen nachgebe. Ein bisschen Konsum-Spaß gönne ich mir also durchaus! Und dann gibt es ja auch noch die tollen Gadgets zum Nähen (die meine Mama und Oma nicht hatten und dennoch phantastische Kleidung genäht haben)…

Muss sich ein Hobby “rechnen”?

Mit der Frage, ob man durch selber nähen Geld spart, stellt sich gleich die nächste Frage – nämlich ob sich ein Hobby überhaupt “rechnen” muss. War es für meine Mama noch eine Notwendigkeit, selber zu nähen, ist es heute – zumindest für die meisten – ein Luxus, ein Hobby. Etwas, um kreativ zu werden, eigene Vorstellungen umzusetzen, die Hände zu beschäftigen, mit Farben, Formen und Materialien zu spielen. Und somit zahlt es auf das Konto der mentalen Gesundheit ein. Das kann man (zumindest ich) nicht in € beziffern.

Mir ist aufgefallen, dass die Frage, ob sich das denn rechnet, oft beim Nähmaschinenkauf gestellt wird. Viele (meist Frauen) haben ein schlechtes Gewissen, wenn sie sich etwas kostspieliges wie eine neue Nähmaschine leisten. Und versuchen dann irgendetwas dagegenzurechnen. Bei anderen Hobbies werden solche Fragen gar nicht gestellt! Rechnet sich das Motorrad, mit dem man 4x im Jahr eine Tour macht? Das fünfte Carbonrad, weil man diesen speziellen Triathlon in den Bergen macht? Der High-Tech-Bohrhammer weil man ab und zu ein Loch in die Wand bohrt? Gutes Werkzeug macht einfach mehr Spaß, und ist meistens auch langlebiger. Aber letztendlich geht es um ein Hobby und da sollte man sich einfach das gönnen, was man sich leisten kann und Spaß am Tun haben. Das muss man nicht rechtfertigen. Auch nicht sich selber gegenüber.

Spar’ dir einfach dein schlechtes Gewissen!

Mein Tipp: spare dir dein schlechtes Gewissen und genieße dein Hobby. Das heißt ja nicht, dass du jetzt gleich im Konsumrausch alle Stoffe im nächsten Laden aufkaufen musst. Mit Mangel umzugehen und zu improvisieren kann ein toller Quell für Kreativität sein. Der perfekte Kombistoff ist nicht da? Ja, vielleicht passt ja etwas ganz anderes dazu! Eine alte Lederjacke, die keiner mehr trägt? Da könnte prima eine Tasche draus werden.

Und ja, es kann auch Spaß machen, kaputte Hosen zu reparieren und nicht gleich neue zu kaufen und damit dann doch Geld zu sparen 😉

Wie geht es dir mit dem Thema “rechnet sich das” beim Nähen?

Letzte Aktualisierung am 11. Februar 2025 von Anja Dix

Veröffentlicht am

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