Kennst du das auch? Du gehst an die Nähmaschine, alles liegt bereit, Stoff, Garn – und dann: nichts. Der Kopf ist leer, die Hände zögern, und du trinkst lieber erst mal einen Kaffee. Oder zwei. Oder du sitzt da und grübelst, welches Quiltmuster zu deinem Quilt passt. Ohne Ergebnis.
Willkommen in der Kreativblockade – dieser Zwischenwelt zwischen „Ich hab so viele Ideen“ und „Ich weiß gar nichts“.
Ich bin da auch manchmal. Öfter als mir lieb ist. Und im Grunde gehört es zum Leben dazu. Kreativität ist schließlich kein Dauerzustand, sondern eher wie eine Katze – sie kommt, wann sie will, und geht, wenn du sie rufst.
SOS bei Näh-Blockade:
• Atme tief durch.
• Mache Pause bzw. etwas Anderes
• Nähe 10 Minuten. Keine Diskussionen.
• Freu dich über das Tun – nicht über das Ergebnis.
Was wirklich hinter einer Kreativblockade steckt
Bevor du dich selbst verurteilst („Ich bin total unproduktiv!“ oder „Andere sind viel kreativer als ich!“ oder „Ich bin einfach nicht kreativ!“) –Stopp: Eine Kreativblockade ist kein Versagen, sondern ein Zeichen, dass dein inneres System gerade auf Pause drückt.
Oft steckt etwas ganz Einfaches dahinter:
- Zu viel Input – Pinterest, Instagram, YouTube & Co. überfluten dein Hirn und du fängst an, dich mit anderen zu vergleichen. In Bin ich eigentlich kreativ? habe ich diese Grundsatzfrage thematisiert.
- Zu hohe Erwartungen – das neue Projekt soll natürlich perfekt werden. Über die Perfektionismusfalle habe ich schon mal einen Blogartikel geschrieben, den ich dir sehr ans Herz lege.
- Zu wenig Chaos – Ordnung ist schön, aber zu viel Struktur killt den Flow. Echt jetzt? Und das wo ich dir hier auf dem Blog auch Ordnungstipps gebe? Ja, wenn du dich mit zu viel Struktur einengst, kann das zum Kreativkiller werden.
- Zu viel Chaos – Du weißt gar nicht wo du anfangen sollst. Die Dosis macht’s. Wenn du den Wald vor lauter Bäumen nicht siehst, bzw. erst einmal 1000 Kisten durchwühlen musst, bevor du den Stoff findest, den du suchst, ist mehr Ordnung die Lösung. Ein freier Tisch kann auch den Kopf befreien! In Ordnung im Nähzimmer gebe ich dir ein paar nützliche Tipps.
- Zu wenig Energie – manchmal ist einfach der Akku leer. In dieser schnellen Welt (siehe oben „zu viel Input“) will der Körper und der Kopf auch einfach mal Ruhe haben und auftanken.
Und vielleicht ist es einfach nur der November(-Blues). Ich muss in der dunklen Jahreszeit z.B. regelmäßig „Tageslichtduschen“ nehmen, um nicht im Jammertal zu versinken.
Eine Blockade ist nicht das Ende deiner Kreativität, sondern nur das Zeichen: „Hey, atme mal durch!“
Mein Notfallkoffer gegen kreative Flauten
Ich habe in den letzten Jahren (und unzähligen Nähprojekten) ein paar Tricks gesammelt, die mich zuverlässig wieder ins Tun bringen.
Hier meine Favoriten – garantiert ohne Selbstoptimierungsstress:
Nähen ohne Ziel
Keine Pläne, kein Schnittmuster, kein Druck. Einfach Stoffreste zusammennähen, ausprobieren, spielen. Manchmal entsteht dabei nichts Verwertbares – aber die Freude am Tun kehrt zurück. Ein Spiel ist ja auch nur für den Spaß. Loslassen und den Druck rausnehmen. Wenn nichts rauskommen „muss“, kann das sehr befreiend sein. Und Stoffreste haben wir doch alle genug, oder?
UFO-Kiste öffnen
Ja, genau – die UnFinished Objects, die du verdrängt hast. Nimm eins heraus, nicht um es zu beenden, sondern um dich an die ursprüngliche Idee zu erinnern. Oft steckt dort schon der Funke für Neues. Oder du weißt plötzlich, was du damit machen willst und triffst eine Entscheidung. Und wenn nicht, packe es zurück.
Farbe bekennen
Wenn du sonst meist in neutralen Farben nähst: greif zu Knallfarben. Wenn du sonst bunt bist: näh in Grau. Farbe kann unglaublich viel in Bewegung bringen – auch im Kopf. Wichtig ist, das übliche Muster zu durchbrechen.
Werkzeugwechsel
Overlock statt Nähmaschine, oder du holst dein Stickmodul mal wieder aus der Tasche oder dem Schrank – manchmal reicht ein Perspektivwechsel auf technischer Ebene und das Auseinandersetzen mit Techniken, die du nicht so häufig nutzt.
Nicht nähen!
Klingt paradox, aber manchmal hilft genau das: ein Tag (oder bestimmte Zeitperiode) ohne Projekte. Kochen, Backen (das bietet sich aktuell sowieso an), Spazierengehen, Musik hören. Kreativität braucht manchmal frische Luft. Architektur, Natur, Modegeschichte – Inspiration kann man in allen möglichen Bereichen finden.
10 Minuten einfach machen
Stelle dir den Timer und nähe einfach los. Nach zehn Minuten ist der Anfang gemacht – und meist bleibt man dabei. Und wenn die Muse immer noch nicht kommt – dann mach‘ einfach was anderes.
Mini-Projekt
Schiebe deine großen Projekte beiseite und nähe ein Mini-Projekt, ein Täschchen, ein Tischset – Hauptsache, du siehst schnell ein Ergebnis. Du kannst z.B. eine Regenbogentasche oder Ofenhandschuhe nähen.
Kreativität ist kein Marathon – sondern wie ein Garten
Kreativität wächst, ruht, blüht und zieht sich wieder zurück. Genau wie die Natur. Und das ist ok so. Wenn du gerade blockiert bist, heißt das nicht, dass du „es verlernt“ hast – nur, dass du gerade Energie sammelst. Also: Sei nett zu dir. Manchmal muss man der Muse einfach Zeit geben und auf Kommando kommt sie sowieso nicht zurück (wie die Katze…).
Und jetzt du!
Was hilft dir, wenn die kreative Energie Pause macht?
Schreib es in die Kommentare – ich liebe es, eure Strategien zu lesen. Vielleicht schaffen wir so gemeinsam die ultimative „Kreativ“-Liste.
