Hallo Selbstzweifel. Geht es dir auch manchmal so, dass du durch Beiträge auf Social Media scrollst, wenn du ein neues Nähprojekt planst und dann aber denkst: “Boah, alle anderen sind so kreativ, und ich?”? Der Glaubenssatz (oder besser ‘mindfuck’) “Ich bin nicht kreativ” ist weit verbreitet, da bist du wahrlich nicht allein. Aber zum Glück kannst du etwas tun, um ihn zu überwinden! Es sei denn, du magst gerne in der Opferrolle bleiben.
Der Kreativitäts-Mythos
Falls du denkst, dass Kreativität ein Talent ist, das in den Genen liegt und nur wenige Auserwählte über dieses Talent verfügen – falsch! Kreativität ist wie ein Muskel. Wenn du ihn trainierst, wird er stärker. Und genau wie beim Sport kann man beim Üben auch erst mal Muskelkater bekommen. Der fühlt sich ein bisschen anders als beim Sport an, hier äußert es sich als Frustration über das eigene Werk. Glaube mir, jede/r große Künstler/in hat mal klein angefangen und vor allem “trainiert” – also geübt.
Auch die sogenannten Näh-Influencer/innen haben mal angefangen und hatten schiefe Nähte und zweifelhafte Farb-Kombis. Das zeigen aber die wenigsten öffentlich. Also warum sollte es bei dir anders sein? Alles beginnt mit einem ersten, oft unperfekten Schritt.
Der Saboteur in deinem Kopf
Unser Gehirn mag es bequem. Es hat gelernt, dass das Bekannte sicher ist. Kreativität bedeutet aber, bekannte Muster zu verlassen und Neues auszuprobieren. Da kann es schon mal sein, dass dein Gehirn versucht, dich zu „beschützen“ und du eine Stimme in deinem Kopf hörst: “Lass das lieber, das sieht eh doof aus!” oder “Du bist nicht so talentiert wie die anderen”. Denn so kann dein Gehirn weiter in der kuscheligen, bekannten Komfortzone chillen.
Diese Stimme in deinem Kopf ist nicht die Wahrheit. Sie ist nur eine Art übervorsichtiger Beschützer. Die Wahrheit ist, dass jede/r kreativ sein kann, man muss nur raus aus der Komfortzone und loslegen! Einfach mal machen – könnte ja gut werden.
Mit der Gurke auf dem Beitragsbild verbinde ich auch eine persönliche Geschichte. Nicht mit dieser (das war ein Geschenk von unseren Nachbarn), aber mit Gurke generell. Ich habe (hatte) den mindfuck “Ich kann nicht malen” und als ich 2012 in Reha war, gab es auch das Angebot zu malen. Ich habe gleich gefragt: “Muss ich das machen???” – so sehr hat mich dieser Glaubenssatz im Griff gehabt. Doch irgendwann dachte ich, ich gehe einfach mal hin und probiere es aus (einfach mal machen, gell…) und weil ich etwas falsch verstanden hatte (statt “Gruppentherapie” hatte ich “Gurkentherapie” gehört), habe ich eine Gurke gemalt. Und finde sie richtig gut. Das Bild hängt sogar in unserem Esszimmer und ich muss immer noch schmunzeln, wenn ich die “Gurkentherapie” betrachte.
Jetzt aber: wie kannst du deine Gurkentherapie finden, um deinen Glaubenssatz “ich bin nicht kreativ” zu überwinden und ins Positive zu wenden?
Acht Mindset Trainings für den Kreativ-Muskel
Kreativität fällt meistens nicht vom Himmel, man kann sie trainieren, wie einen Muskel. Das macht sogar Spaß und man muss nicht dabei schwitzen. Hier kommen ein paar Mini-Kreativ-Workout-Ideen für dich:
- Perfektionismus abschalten – Mach bewusst Fehler! Näh was Verrücktes! Krumm, schief, wild. Niemand muss es sehen, wenn du nicht willst.
- Aus Nichts wird Wow – Nutze Mangel oder Begrenzungen als Inspiration. Wenn du z.B. nur drei Stoffe zur Auswahl hast, fängst du an, zu improvisieren. Wenn dir das schwer fällt, überlege einfach mal, was du alles aus den drei Zutaten Ei, Kartoffel und Zwiebel kochen könntest.
- Missgeschicke sind Chancen – Du hast mit der Overlock ein Loch in dein Kleidungsstück geschnitten? Oder beim Zusammennähen den Stoff auf der einen Seite nicht erwischt? Nähe ein cooles Label oder Patch auf die Stelle oder eine Rüsche oder schneide richtig durch und mache ein colour blocking. Oder…
- Inspiration statt Vergleich – wenn du doch mal wieder durch Social Media scrollst, betrachte andere Werke nicht als “Besser als meins”, sondern als „Spannend! Diese Richtung teste ich auch mal.“ oder “Anders – cool!”.
- Offenes Brainstorming – Skizziere Ideen, kritzle, notiere – ohne zu in irgendeiner Form zu urteilen oder zu bewerten.
- Mach es (nur) für dich – Nähen ist deine kreative Auszeit. Du brauchst keine Erlaubnis oder Wertschätzung von anderen!
- Spielerisch bleiben – mache es doch mal wie Kinder: Sie experimentieren einfach drauf los, ohne Angst vorm Scheitern. Spiele einfach nur so.
- Konstruktiver Austausch – Gehe mit Gleichgesinnten zu Ausstellungen, lies Nähblogs, besuche Messen, tausche dich mit anderen (positiven Menschen) aus. Inspiration ist überall! Und denke daran – keine Vergleiche!
Wege aus dem Kreativ-Loch oder der Näh-Blockade
Manchmal sitze ich da und es will einfach gar nichts funktionieren. Ich probiere eine Stoffkombi, dann die nächste und nächste – bis das Nähzimmer aussieht als ob eine Bombe im Stoffschrank explodiert ist, aber es sieht einfach nicht so aus, wie ich es mir vorgestellt habe. Ich beginne ein Projekt, verliere dann aber die Lust. Kennst du das auch? Hier kommen meine Tipps, um den Kopf wieder frei zu bekommen:
- Pause – Geh spazieren, mache Sport, tanze, schau einen Film, höre laut Musik, backe einen Kuchen oder koche was Leckeres. Wichtig: Action weg von der Nähmaschine!
- Ablenkung im Thema – du kannst im Nähzimmer bleiben, aber statt Nähen könntest du mal ein Moodboard erstellen, Stoffe bügeln, neu sortieren oder mal die Reißverschlüsse aufräumen.
- Miniprojekt – Ein kleines Erfolgserlebnis kann Wunder wirken. Nähe was anderes, etwas einfaches, kleines wie einen Tassenuntersetzer oder peppe ein altes Kleidungsstück auf.
- Teile deine Fortschritte – Auch wenn es dir wieder mal selbstkritisch nicht perfekt erscheint, zeige dein Werk in einer netten (!!!) Community. Oft siehst du es mit neuen Augen, wenn du Feedback bekommst. Und bitte schreibe nicht dass irgendwas nicht so gut oder schön wäre. Und dann freue dich bitte über Lob und schmälere nicht deinen Erfolg! Und wenn du Feedback gibst, sei positiv und schreibe, was dir an dem Werk gefällt.
Ja, auch DU bist kreativ!
Jede Naht, jede Stoffkombination, jedes kleine Missgeschick ist Kreativität. Also, falls du nächstes Mal denkst “Ich bin nicht kreativ” – nimm‘ eine verrückte Stoffkombi, näh eine Tasche mit krummen Nähten und feiere es. Denn genau das ist kreative Freiheit! Spielen ohne zu bewerten. Und übe. Trainiere deinen Kreativ-Muskel!
Kreativität ist ein Weg, kein Ziel. Und du bist auf diesem Weg unterwegs! Und es ist dein eigener! Wie cool ist das denn?!
Wenn du mit mir zusammen an deinem Spaß am Nähen und deiner Kreativität arbeiten möchtest, kannst du dich bis zum 2. März 2025 noch für 0 € zu meinem 4-Wochen Online Kurs “Näh’ dich glücklich – mit Spaß statt Stress” anmelden! Falls du das verpasst hast, kannst du dich auf der Warteliste für meinen nächsten Kurs eintragen – damit abonnierst du übrigens gleich meinen Newsletter (falls du ihn nicht sowieso schon bekommst) und bleibst immer auf dem Laufenden!
Hast du noch einen Tipp, um kreativ zu werden? Dann teile den doch gerne in den Kommentaren 🤗
Letzte Aktualisierung am 2. März 2025 von Anja Dix
Ein toller, mutmachender Artikel, danke
Ja, solche Tage sind mir vertraut: Heute klappt aber auch gar nichts. Bei der Blogdekade sitze ich jeden Morgen beim Brainstorming mit den anderen Stormern vor dem Bildschirm und mache Vorschläge und teile meine Gedanken mit bis zum Abwinken. Danach weiß ich ganz sicher, welche Art “Tag” mit bevorsteht. Und wenn ich merke, heute bin ich kreativ, dann lege ich aber sowas von los! Danke für die Motivation aller, dass wir alle kreativ sein können – alles nur eine Frage der Übung! Herzliche Grüße aus Berlin, Claudia