Briefecken? Was ist das denn? Und wozu braucht man das?
Ganz klassisch findet man Briefecken an Tischdecken oder Servietten – es ist kurz gesagt, eine schöne Art, Säume zu nähen ohne knubbelige Kanten. Man kann damit auch Schlitze bei Kleidungsstücken schön verarbeiten.
Es gibt schon unzählige Tutorials zu Briefecken im Internet, wozu nun also noch eins?
Briefecken sind schön und gar nicht schwer zu nähen
Ich finde Briefecken schlicht schön. Und sie sind wirklich nicht schwer zu nähen – ich zeige es dir Schritt für Schritt. Da man sie so vielseitig einsetzen kann, nicht nur für Tischwäsche oder Geschirrtücher, nämlich auch bei Bekleidung, möchte ich euch hier eine Möglichkeit zeigen, wie man sie ganz einfach nähen kann. Und zwar auch, wenn die Nahtzugaben unterschiedlich breit sind, was gerne mal der Fall ist bei Schlitzen in Bekleidung.
Das Prinzip Briefecke
Das Prinzip der Briefecke zeige ich euch erst einmal auf einem Blatt Papier:

Wir haben eine Saumlinie, da wird der Stoff umgeschlagen. Und dann noch eine Linie für den Einschlag der Nahtzugabe. Dort, wo sich die Saumlinien kreuzen, wird die Ecke des Stücks sein. Die roten Markierungen am Rand zeigen, wo der eingeschlagene Saum die Seite trifft.



Faltet man nun die Ecke durch diesen Kreuzungspunkt ergibt sich die Nahtlinie. Das ist bei gleich breiten Nahtzugaben schön symmetrisch. Nun klappt man den Stoff rechts auf rechts durch den Kreuzungspunkt. Die eingeschlagene Nahtzugabe lässt man eingeschlagen liegen. Nun wird auf der Nahtlinie genäht. Den “Zipfel” kann man jetzt noch auf Nahtzugabenbreite zurückschneiden (das habe ich bei dem Papierbeispiel vergessen zu fotografieren) und formt die Ecke aus: Voilà, deine Briefecke ist fertig!

Briefecke mit gleich breiten Nahtzugaben nähen
Jetzt zeige ich dir das ganze mit Stoff. Es beginnt mit bügeln. Ja, das gehört dazu.
- Bügele die Saumzugabe an beiden Seiten um – das sind in meinem Beispiel 3 cm. Falls du die Kanten versäubert hast (z.B. mit der Overlock) und das so auf der linken Seite sichtbar bleiben kann, gehst du direkt zu Schritt 3 über. Ich habe die Bügellinien noch farbig markiert, damit du sie besser erkennst.


- Falls auch die linke Seite hübsch sauber sein soll, bügele noch eine Nahtzugabe um – ich nehme 1 cm. Dort, wo der Saum die Stoffkante am Rand trifft, stecke ich eine Nadel, um die Stelle zu markieren. Das mache ich mit beiden Seiten.


- Nun faltet ihr den Stoff rechts auf rechts, durch den Kreuzungspunkt, die Nahtzugabe bleibt umgebügelt eingeschlagen. Beide Nadeln, die ihr gesteckt habt, treffen sich. Wenn ihr nun den Kreuzungspunkt mit der Randmarkierung (die Nadel an der Kante) verbindet, ergibt sich die Nahtlinie. Ich habe sie in pink eingezeichnet. Diese kurze Strecke näht ihr nun. Am Anfang und Ende verriegeln.



- Jetzt kürzt ihr die Nahtzugabe, indem ihr den “Zipfel” abschneidet und nur eine kleine Nahtzugabe stehen lasst. Unten an der Ecke schneidet ihr Richtung Kreuzungspunkt bis knapp vor der Naht ein – Achtung, nicht in die Naht schneiden – dann legt sich die Nahtzugabe besser auseinander und knubbelt nicht in der Ecke.



- Nun wird alles gewendet, die Ecke hübsch ausgeformt und du kannst alles (am einfachsten von links) knappkantig absteppen. Fertig ist deine Briefecke! Das war doch gar nicht schwer, oder?


Wie das nun ohne eingeschlagene Nahtzugabe aussieht (die Kanten nur mit der Overlock versäubert) zeige ich dir nur in Bildern – das Prinzip ist ja das gleiche.






Briefecke mit unterschiedlich breiten Nahtzugaben nähen
Keine Sorge, du musst hier nicht rechnen oder Winkel bestimmen. Das Prinzip ist wirklich einfach. Zunächst erst mal wieder auf Papier. Ich gehe hier davon aus, dass eine Saumlinie 2 cm ist, die andere bei 3 cm. Wenn du nun an den Saumlinien faltest und die Punkte an den Rändern markierst, ist der eine 4 cm der andere 6 cm von der Spitze entfernt.


Verbindest du nun diese Punkte durch den Kreuzungspunkt der Saumlinien, bekommst du die Nahtlinie. Wenn du den Stoff nun rechts auf rechts durch den Kreuzungspunkt faltest, damit die Punkte sich treffen, liegen jetzt die Stoffkanten nicht mehr aufeinander. Das wirkt erst einmal komisch – ist aber richtig so. Die Strecke vom Kreuzungspunkt zur Randmarkierung ist auf beiden Seiten gleich lang. Das gibt wegen der unterschiedlich breiten Saumzugaben verschiedene Winkel.


Ich hoffe, das Prinzip ist klar, jetzt zeige ich dir das ganze mit Stoff. Ich habe hier eine Seite mit eingeschlagener Nahtzugabe, die andere ist mit der Overlock versäubert und wird nur einfach umgeschlagen. Ich bügele wieder und markiere am Rand mit einer Stecknadel, wo der Saum trifft. Den Kreuzungspunkt habe ich mit dem Stift nochmal markiert, damit er besser sichtbar ist.



Nun falte ich den Stoff rechts auf rechts, Randmarkierung (Stecknadel) auf Randmarkierung durch den Kreuzungspunkt. Das sieht wieder komisch aus, ist aber richtig so.


Ich markiere die Nahtlinie (von Kreuzungspunkt zu Randmarkierung) und nähe die kurze Strecke. Zipfel wieder abschneiden und unten zur Ecke hin einschneiden (wie oben beschrieben).



Wenden, Ecke ausformen und absteppen. Fertig ist deine Briefecke mit unterschiedlich breiten Saumzugaben. Ganz ohne rechnen!


Ich bin gespannt, ob du schon einmal Briefecken genäht hast und ob dir meine Anleitung dazu hilft. Schreibe mir gerne dazu in den Kommentaren!
Letzte Aktualisierung am 16. Februar 2025 von Anja Dix
danke liebe anja so tolle anleitung! das werde ich sicher einmal ausprobieren 🤗
lg lisa 🤗