Mir passiert es gerne mal, dass ich die Zeit vergesse wenn ich an der Nähmaschine sitze. Wenn ich im Flow, im Nähtunnel bin. Da kann es auch leicht passieren, dass dann Schultern, Nacken oder Rücken jammern. Aber auch wenn ich mich sehr konzentriere und versuche, etwas Neues oder etwas ganz präzise zu nähen, kann es sein, dass ich mich verspanne. Geht dir das auch manchmal so? Dann habe ich hier ein paar Tipps für entspanntes Nähen für dich!
Richtig sitzen – oder auch mal stehen
Wenn du an der Nähmaschine sitzt, schaue dass deine Füße flach auf dem Boden stehen und deine Knie einen 90-Grad-Winkel bilden. Dein Rücken sollte gerade sein, aber nicht steif. Der Tisch auf dem deine Nähmaschine steht, sollte so hoch sein, dass deine Arme locker aufliegen, ohne dass du die Schultern hochziehen musst. Idealerweise ist die Tischhöhe so, dass deine Ellenbogen leicht über der Nähfläche schweben. Wenn du einen höhenverstellbaren Tisch hast kannst du das perfekt anpassen, wenn nicht musst du ggf. mit Erhöhungen improvisieren. Mit einem höhenverstellbaren Tisch kannst du auch mal ausprobieren, wie es sich im Stehen näht. Wenn du die Möglichkeit dazu hast, solltest du das unbedingt mal machen!
Der perfekte Stuhl kann ganz einfach sein
Es muss nicht der super teure Designerstuhl sein. Der Stuhl muss zu dir passen. Ich nähe am liebsten auf einem Hocker, wo weder Rücken- noch Armlehne stört. Mein Hocker hat Rollen, er rollt aber nicht leicht weg, da ich Teppichboden im Nähzimmer habe. Achte bei der Wahl deines Stuhls darauf, dass er möglichst höhenverstellbar ist, damit deine Füße flach auf dem Boden stehen, wenn deine Knie im 90°-Winkel sind und dass der Stuhl dich gut unterstützt. Du kannst auch mal eine Sitzunterstützung wie ein Keilkissen oder eine Lordosenstütze testen. Wichtig ist, dass DU gut darauf sitzt – es gibt nicht den perfekten Stuhl für alle. Deshalb gebe ich auch keine Markenempfehlungen.
Das Fußpedal – nicht zu unterschätzen
Platziere dein Fußpedal so, dass du es bequem erreichst, ohne dein Bein verdrehen zu müssen. Falls es rutscht, kann eine rutschfeste Matte oder ein Teppichstück helfen. Hast du auch schon einmal versucht, mit dem anderen Fuß als üblich Gas zu geben? Das könnte nützlich sein, falls du länger nähst – denn so vermeidest du einseitige Belastungen. Und außerdem macht es Spaß, mal etwas anderes auszuprobieren – wie mit der anderen Hand als üblich schreiben. Falls deine Nähmaschine einen Kniehebel hat (ich liebe meinen!!!) und du nicht so recht damit warm geworden bist, könnte es auch eine Idee sein, mit dem linken Fuß das Gaspedal zu betätigen, damit das rechte Bein mit dem Kniehebel spielen kann. Ich persönlich komme gut mit dem rechten Fuß auf dem Gaspedal und dem Bein am Kniehebel klar – aber ein Versuch ist es allemal wert!
Es werde Licht
Ja, auch die Beleuchtung gehört zum ergonomischem Nähplatz. Wenn du nicht gut siehst, wirst du unwillkürlich deine Haltung verändern, was nicht unbedingt entspannt ist. Arbeite am besten mit einer Kombination aus Tageslicht (oder einer Tageslichtleuchte wenn dein Nähplatz im Keller ist oder du nachts nähst) und einer zusätzlichen Nählicht, das dein Projekt gut ausleuchtet. So schonst du deine Augen und verhinderst, dass du dich nach vorne beugen musst, um die Stiche zu erkennen. An manchen älteren Nähmaschinen kann man das eingebaute Licht auch “upgraden” – frage doch mal in deinem Nähmaschinengeschäft nach!
Stretch & Relax
Nähen kann so fesselnd sein, dass man die Zeit vergisst. Aber: Dein Körper braucht Bewegung! Stehe am besten alle 30–45 Minuten auf, strecke dich und mache ein paar einfache Dehnübungen für Nacken, Schultern und Hände. Besonders hilfreich: Schultern kreisen, Hände ausschütteln und sanfte Drehbewegungen für die Wirbelsäule. Du kannst dir einen Küchenwecker (oder den Timer im Handy) stellen, damit du an deine Lockerungspausen denkst. Ich nutze auch gerne das Bügeln (du weißt ja: gut gebügelt ist halb genäht…) als Steh-Pause und um mich mal durchzustrecken.
Locker bleiben
Wenn du an der Maschine sitzt, achte darauf, den Stoff mit lockerem Griff zu führen – krampfiges Festhalten führt zu Verspannungen in Händen, Armen und Schultern. Wenn du dich an die Nähmaschine setzt, atme tief durch, lass’ die Schultern fallen und nähe erst dann los. Das ist auch hilfreich, wenn du zur Verspannung neigst, weil du dir mental Druck machst.
Quilten ohne Krafttraining
Beim Quilten kann es besonders anstrengend an der Nähmaschine werden, da bei großen Quilts echt Mengen an Stoff bewegt werden müssen. Eine große, ebene Arbeitsfläche hilft, das Gewicht besser zu verteilen. Nutze ggf. einen extra Tisch oder das Bügelbrett, damit sich die Stoffmenge gut verteilt und vor allem kein Stoffgewicht an der Nadel zieht. Hierbei kann auch ein Kissen auf dem Schoß helfen auf dem du dann den Quilt platzierst. Dadurch ist er auf Tischhöhe und lässt sich lockerer führen. Mache beim Quilten unbedingt regelmäßig Pausen zum Stretchen und Lockern.
Entspanntes Nähen ist entspannend!
Ich hoffe, dass du mit diesen Tipps dein Näherlebnis angenehmer gestalten kannst. Dein Körper wird es dir danken, und du kannst noch entspannter und produktiver an deinen Projekten arbeiten. Also, ran an die Maschine – ganz locker und ohne Verspannung! 😊
Wenn du noch einen tollen Tipp für entspanntes Nähen hast, teile ihn gerne in den Kommentaren!
Letzte Aktualisierung am 17. Februar 2025 von Anja Dix
Wow, was für ein toller Artikel! 😍 Deine klaren Tipps machen es super einfach, den perfekten Nähplatz zu gestalten.
Die Position des Fußpedals oder die Beleuchtung sind echt wichtig und machen einen riesigen Unterschied.
Die Idee, mal im Stehen zu nähen habe ich tatsächlich schon ausprobiert und fand es gut. Den anderen Fuß auszuprobieren, finde ich genial – das bringt Abwechslung. Mal sehen ob ich das hinbekomme☺️
Es geht hier nicht um die eine perfekte Lösung, sondern darum, dass jeder seinen eigenen Wohlfühlplatz findet. Dein Artikel ist ein echter Schatz für jede Person die gerne näht!
Ich werde auf jeden Fall künftig an die Lockerungspausen denken. Vielen Dank für Deine Inspiration!