Meine Nähmaschinen sind mehr als Maschinen, sie sind irgendwie Mitbewohner, mit manchmal eigenem Willen. Und sie haben Namen. Ja, wirklich. Ich spreche mit ihnen und sie mit mir. Heute lasse ich sie ein bisschen “aus dem Nähkästchen” (!) plaudern. Vielleicht kennst du solche Unterhaltungen auch aus deinem Nähzimmer?
Ich rede mit meiner Nähmaschine. Und ich entschuldige mich sogar bei ihr, zum Beispiel:
„Sorry, das ist wirklich ein bisschen zu dick für dich.“
„Oh Mist, das war mein Fehler, mein Fuß hat gezuckt!“
„Ich weiß, das Garn magst du nicht, tut mir leid!“
Aber ist das nicht normal? Wenn ich schon Zeit mit ihr verbringe, dann ist ein bisschen Kommunikation doch völlig ok, oder?
Hier kommen nun ein paar Plaudereien aus meinem Nähzimmer, was meine Maschine so zu mir sagt…
Ich dachte, du hättest mich verlassen!
„Endlich hast mich mal wieder eingeschaltet! Ich dachte schon, du wärst mit der Overlock (diese Charlotte oder wie sie heißt) durchgebrannt oder hättest eine heimliche Affäre mit dem Plotter (wie heißt der eigentlich? Harry?)! Aber jetzt haben wir zwei wieder Spaß zusammen, oder? Und bitte sag mir, dass du heute nicht nur fünf Minuten nähst, bevor der nächste Hirsch vorbeikommt und du wieder zum Stoffregal wanderst, um ‘nur mal kurz was zu überlegen’…“
Ja, ich habe ein Aufmerksamkeitsproblem: Manchmal stehe ich mit voller Motivation vor der Maschine – und dann fällt mir ein, dass ich vielleicht doch lieber erst ein anderes Projekt vorbereite. Oder dass ich eigentlich gerade viel lieber quilten würde. Oder eine Tasche nähen. Oder einen Blogartikel schreiben. Oder an diesem Schnitt herumfummeln. Aber wenn ich dann endlich mal dranbleibe, dann liebe ich doch, was ich tue.
Noch ein Nähfuß? Ernsthaft?
„Bin ich nicht genug, so wie ich bin? Aber nein, du brauchst immer noch mehr Zubehör. Kräuselfuß, Antihaftfuß, Reißverschlussfuß, Gummibandfuß, Paspelfuß, Freihandfuß – wann hört das auf? Was kommt als Nächstes? Ein Nähfuß für außerirdische Spezialstiche?“
Ja, ich bin Zubehör-anfällig. So wie manche Menschen Schuhe sammeln, liebe ich es meinen Nähfuß-Schrank zu füllen. Haben ist besser als brauchen oder wie war das? Natürlich geht es meistens auch ohne die Spezialfüßchen und das ist auch gut so. Dennoch gibt es einige Füßchen, die ich nicht mehr missen will. Und ja, ich habe das Privileg, dass ich für BERNINA Nähmaschinen auch viele Füßchen ausprobieren darf. Und Neues ausprobieren ist immer cool.
Ich habe Durst!!!
„Ich liebe es, wenn du mich streichelst – aber noch mehr, wenn du den Staubpinsel dann auch nutzt und mir dann ein Schlückchen Öl zu trinken gibst!“
Meine “Amélie” (so heißt meine Nähmaschine) ist ein kleiner Schluckspecht. Sie hat kräftigen Öldurst und das ist auch ok, denn sie arbeitet ja viel. Machmal will ich aber das Projekt nur noch eben fertig machen, bevor ich sie streichele und füttere. Aber: eine gut gepflegte Maschine ist eine glückliche Maschine. Deshalb höre ich hier (meistens…) brav auf sie.
Immer nur geradeaus ist langweilig!
„Mir ist langweilig!!! Du nähst schon seit Stunden – nein Tagen – immer nur Patchwork zusammen in Kette geradeaus. Weißt du nicht, dass ich viel mehr kann? Ich würde mich echt freuen, wenn mal was Aufregendes unter meinen Nähfuß käme. Andere, spannende Materialien oder mal Zierstiche – weißt du eigentlich wie viele ich kann? Oder zumindest mal ein Knopfloch!“
So ein Patchworkprojekt kann etwas länger dauern und da näht man eben nur geradeaus. Das kann meine Nähmaschine auch in Perfektion, aber noch viel mehr. Und es ist ja nicht so, dass sie das nicht auch zeigen dürfte. Aber ihr geht es eben auch manchmal wie mir und ihr wird etwas schnell langweilig. Zum Glück macht sie trotzdem weiter aber ich kann dann auch auf meinem Schnellnäher nähen – der heißt übrigens “Flo”.
Wirst du dieses Projekt jemals beenden?
„Ich frage ja nur mal vorsichtig… aber was ist eigentlich mit diesem unfertigen Blazer, der seit Monaten herumliegt? Oder dem Mantel, der nur noch Knöpfe und Knopflöcher braucht? Oder dieser Rucksack, den du schon drölfzig Mal umgeplant und Zubehör dazu gekauft hast? Wenn du nicht bald das Sommerkleid fertig machst, ist der Sommer vorbei. Ist da noch was zu erwarten oder soll ich die Sachen einfach aus meinem Gedächtnis löschen?“
Ja, da hat meine Nähmaschine Recht. Ich liebe es, Neues anzufangen – aber das Beenden dauert manchmal länger. Vielleicht sollte ich das UFO-Problem wirklich mal angehen. Bevor ich die 35 Ideen anfange, die ich gaaaaaanz dringend ausprobieren will…
Wir haben eine Beziehung!
„Ich meckere ja ab und zu – aber weißt du was? Ich bin froh, dass du mich ausgesucht hast. Ich mag es, wie du Herausforderungen angehst, wie du mit Herzblut nähst und wie du Dinge erschaffst, die dich stolz machen. Und ich mag es auch, wenn du zwischendurch einfach mal eine perfekte Naht bewunderst und mich dabei ein bisschen verliebt anschaust. Und ich freue mich auf das nächste Abenteuer!“
Naja, ganz ehrlich, das hat sie nicht wirklich so gesagt. Das wäre aber schön und gar nicht verkehrt. Denn meine Nähmaschine(n) und ich – wir haben eine echte Beziehung. Nicht nur eine auf der Arbeitsebene. Sondern auch eine emotionale. Das ist vielleicht ein bisschen verrückt, oft ist es auch ein bisschen chaotisch, eben eine echte Leidenschaft.
Und was würde deine Nähmaschine zu dir sagen?
Schreibe doch gerne in die Kommentare, was deine Maschine so erzählt oder erzählen würde! Und hat deine Maschine auch einen Namen?
Letzte Aktualisierung am 15. Februar 2025 von Anja Dix
liebe anja bitte schreibe ein buch “meine nähmaschine und ich” 😍😍😍
der blogartikel ist so schön 😍 ich hätte stunden lang euerem zwiegespräch folgen können.
was mich und meine nähmaschine betrifft ist unser verhältnis seit zwei jahren etwas angespannt mit auf u abs. ich weiss zwar wie ich ihre maulerein kurzfristig löse aber eine wirkliche endlösung gibt es leider nicht auch nicht vom händler 🙁 aber eine maschine im hochpreisigen segment tauscht man nicht so mir nix dirnix aus also versuchen wir uns zusammen zu raufen und bis auf ein paar ausnahmen bemühen wir uns um ein gutes verhältnis 🤗
viele liebe grüsse lisa 🤗
Meine würde wohl maulen und sagen, dass ich sie doch bitte mal hervor hole. Leider muss sie schon monatelang den Schlaf des Gerechten schlafen, weil ich zurzeit eher andere Prioritäten habe.