String Quilt nähen leicht gemacht

String Quilt Patchwork ganz einfach

Die Inspiration

Vor einigen Jahren war ich auf der Suche nach Inspiration für einen Quilt, den ich aus Stoffresten nähen wollte und bin dabei auf einen Beitrag von Friederike @piecestopatch beim Quiltkollektiv gestoßen. Leider gibt es den Quiltkollektiv-Blog nicht mehr, nur noch ein YouTube-Video , daher teile ich gerne das, was bei mir aus dieser Inspiration geworden ist und wie ich den Quilt genäht habe. Mit all‘ meinen Eigenheiten. Das ist meine Art und es führen bekanntlich viele Wege nach Rom. Ich hoffe sehr, dass auch du deine eigenen Methoden, Techniken, Ideen und Workarounds entwickelst und vor allem Spaß am Nähen hast! Wenn ich dich inspirieren kann, ist das für mich Belohnung und mein Antrieb, diesen Blog zu schreiben. Also lass‘ mir gerne einen Kommentar da und/oder markiere mich in deinem Beitrag auf Instagram.

Der String Quilt

String Quilt fertig

Was ist eigentlich ein String Quilt? Keine Sorge, hier gibt es keine Quilt-Geschichte (obwohl das sicher auch mal interessant wäre), aber kurz gesagt, ist ein String Quilt ein Quilt, der aus Stroffstreifen – meist Resten -genäht wird. Da man bei Resten oft die Stoffe in verschiedenen Richtungen, auch schräg zum Fadenlauf vorliegen hat, ist es eine gute Idee, die Blöcke auf Papier zu nähen, so ist alles stabilisiert und kann sich nicht verziehen. Bevor du jetzt denkst „auf Papier nähen? Da bin ich raus…“ – keine Sorge, das ist ganz einfach und bequem.

Bei „meiner“ Version des String Quilts ist nur der Mittelstreifen in jedem Block fest definiert, der Rest wird mit verschieden breiten Stoffstreifen frei gestaltet. Also perfekt, um Stoffreste zu verarbeiten. Du kannst aber natürlich auch ausgewählte Stoffschätze darin vernähen. Der Vorteil von Streifen in verschiedenen Breiten ist, dass du hier beim Zusammennähen nicht auf viele Nahtkreuzungen achten musst.

So einen String Quilt kann man wunderbar im Farbverlauf gestalten oder in einer Farbfamilie bleiben. Ich zeige dir im Folgenden, wie ich dabei vorgegangen bin.

Planung

String Quilt Planung

Ja, auch so ein Restequilt kann geplant werden. Du brauchst einen Stoff für die Mittelstreifen. Natürlich kannst du hier auch mit Resten z.B. von neutralen hellen (oder dunklen oder grauen oder…) Stoffen arbeiten. Ich hatte von einem hellgrauen Stoff eine größere Menge (ca. 1,5 m), so dass ich die Mittelstreifen einheitlich halten konnte. Der Rest des Quilts sollte ein Farbverlauf quer durch meine Stoffkisten werden. Damit ich grob wusste, wieviele Blöcke ich aus jeder Farbfamilie nähen muss, habe ich ein Ausmalblatt gestaltet. Du kannst natürlich auch am Computer planen – aber ich mag gerne mit Buntstiften anfangen. Probiere aus, was dir am meisten Spaß macht. Das PDF zum Ausmalen kannst du dir am Ende des Beitrags kostenlos herunterladen.

Keine Angst vor dem Nähen auf Papier

Keine Angst vor FPP

Die Patchworktechnik, bei der man auf Papier näht, nennt man auch Foundation Paper Piecing oder FPP und viele haben da erst mal Respekt oder Angst davor. Ein String Quilt ist perfekt, um das Nähen auf Papier zu „üben“.

Weshalb näht man überhaupt auf Papier?

Das Papier sorgt für Stabilität und dass sich der Block nicht verzieht. Außerdem sorgt das Nähen auf der Linie dafür, dass der Mittelstreifen immer gleich breit ist.
Welches Papier, fragen viele. Es geht normales Kopierpapier, Schmierpapier (die Rückseite von Ausdrucken die man nicht mehr braucht ist ein tolles Recycling!) – ich drucke auf dünnes Papier (50g), das lässt sich toll rausreißen! Das ist inzwischen mein Standarddruckerpapier.

FPP Papier

Nähmaschineneinstellung

Nimm eine kurze Stichlänge – so zwischen 1 und 1,5 (ich finde 1.2 prima), dann ist das Papier entfernen später leicht.
Nadel/Garn: ich nehme eine (Super)Universalnadel in 80 und Aurifil 50 wt zum Nähen. Andere schwören auf Microtexnadeln. Du kannst jedes (gute, nicht zu starke) Nähgarn nehmen, deiner Nähmaschine zuliebe lieber kein Garn vom Discounter.

Vorbereitungen

ich schneide meine FPP Vorlagen zu. Und zwar etwas (⅛“) kleiner als die Nahtzugabe. Das hat den Vorteil, dass ich später beim Trimmen der Blöcke nicht Gefahr laufe, durch Papier zu schneiden. Für Papier habe ich einen extra Rollschneider (da nutze ich die Klingen, die für Stoff nicht mehr gut genug sind).
Mittelstreifen feststecken

Den Streifen aus Hintergrundstoff stecke ich dann auf der Rückseite der Vorlage fest, denn ich will nachher ja auf der Linie nähen. Man kann den Streifen auch kleben (nicht permanent!!!) – ich finde es hier mit Stecknadeln ok und die kann man wiederverwerten.

Ecken trimmen

Dann trimme ich die Ecken des Streifens auf ¼“ größer als die Vorlage – so habe ich ⅜“ Zugabe (meine Papiervorlage hat ja nur noch ⅛“ Nahtzugabe). Das ist völlig optional – mir hilft es, passende Streifenlängen zu finden.

Zuschnitt

Zuschnitt für den String Quilt

Jeder Block ist 7 inch (Inch wird mit “ abgekürzt) groß. Das hat den Vorteil, dass man aus einem Streifen voller Stoffbreite des Hintergrundstoffs (bei Patchworkstoffen ist das ca. 110 cm) 4 Stück Hintergrundstreifen bekommt. Ich habe ihn 2“ breit zugeschnitten, der fertige Streifen ist bei mir 1 ⅜“ breit. Das beinhaltet ⅛“ „Spielmasse“ für ungenauen Zuschnitt 😉. Bei einer Quiltgröße von 56×77“ also ca. 142×196 cm (8×11 Blöcke) braucht man 88 Streifen, bei 4 pro voller Stoffbreite macht das 22 x 2“ = 44“ (das sind etwa 112 cm) Stoffbedarf. Das heißt, mit 1,5 m ist Verschneiden mit drin ☺️

Neben den Mittelstreifen werden die Blöcke für den String Quilt aus Stoffstreifen in deiner Wunschfarbe genäht. Ich habe mich für eine Regenbogenversion entschieden und habe so meinen ganzen Stoffvorrat durchsortiert. Gerade für so eine Regenbogenversion braucht man nur wenig Stoff pro Sorte und kann super Reste aufbrauchen! Auch etwas weniger geliebte Stoffe kann man darin unterbringen. Der einzelne Stoff fällt darin nicht mehr auf.
Damit ich mehr Abwechslung habe und nicht darauf achten muss, dass außer den Mittelstreifen etwas aufeinander passt, habe ich verschieden breite Streifen zwischen min 1“ und max 2“ geschnitten. Am häufigsten 1 ½, 1 ¾ +- ⅛“ Für Ecken konnte ich auch Reste von (Mini-)Charmpacks verwerten oder komisch geformte Reste.

Streifen zuschneiden

Ich habe immer Stoffe zu einer Farbreihe rausgesucht, gebügelt (!) und dann in Streifen geschnitten. Die Streifen habe ich neben die Nähmaschine gelegt und dann willkürlich zum Block genäht. Naja, fast willkürlich. Ich habe auf Abwechslung geachtet und geschaut, dass ich (wenn ich keinen langen Streifen hatte) einen von der Länge her passenden Streifen finde. Überspringt das Bügeln nicht! Nur so bekommt ihr ordentliche Streifen. Ich war überrascht, wie wenig Stoff ich pro Farbgruppe gebraucht habe. Unis und Prints habe ich wild gemischt. Auch hier mag ich die Abwechslung.

Nähen der Blöcke

Nähen des String Quilts

Nachdem die Mittelstreifen für den #stringquilt zugeschnitten und an die Papiervorlage gesteckt sind, die Stoff-Streifen der Farbgruppe bereit liegen, geht es ans Nähen: zuerst nähe ich links und rechts vom Mittelstreifen je einen Farbstreifen an. Diesen mit der rechten Seite auf den Mittelstreifen legen, festhalten, alles umdrehen und dann auf der Linie des Papiers nähen.
Ersten Streifen nähen

Beim zweiten Streifen muss man ggf. den ersten etwas wegklappen, damit man ihn nicht aus Versehen festnäht. Oder ihr bügelt schon nach dem ersten Streifen. Denn jetzt wird gebügelt! Ja, mit Papier dran. Aber bitte ohne Dampf. Den Farbstreifen dafür aufklappen mit dem Finger(Nagel) in Position bringen und dann mit dem Bügeleisen pressen. Nicht rumwischen/schieben. Pressen.

Bügeln des Blocks
Wenn die ersten beiden FarbStreifen dran sind, schneide ich den Überstand zurück (auf ¼“ Zugabe zum Papier, also ⅜“ Nahtzugabe gesamt) – das ist optional, hilft mir aber, passende Streifenlängen auszuwählen.

Trimmen der Farbstreifen

Ab jetzt werden die folgenden Farbstreifen ganz „normal“ rechts auf rechts angelegt und mit ¼“ Nahtzugabe genäht. Das Papier liegt nun unten und nicht mehr oben. Denn jetzt wird ja keine definierte Linie mehr genäht, sondern die Streifen in unterschiedlicher Breite. Nähen der Folgestreifen

Nach jedem Streifen links/rechts bügeln (pressen) und ggf. Trimmen. Wenn der Block „voll“ ist – ich habe 4-5 Farbstreifen pro Seite gebraucht – wird der Block Final getrimmt: auf 7,5“. Das ist ganz einfach: ihr legt die ¼“-Markierung eures Lineals an die Umrisslinie eures Blocks und schneidet. Wenn ihr vorher schon immer getrimmt habt, säbelt ihr jetzt ca. ⅛“ ab. Das ringsum und euer Block ist fertig! Das Papier lasse ich noch drin, so kann sich nichts verziehen.

Trimmen des Blocks

Zusammensetzen des String Quilts

Zusammensetzen des String Quilts

Nun geht es an das Zusammensetzen des Quilts. Vielleicht hast du eine Designwall oder du legst deine Blöcke auf dem Fußboden aus. So bekommst du einen Eindruck von der Gesamtwirkung. Nun nimmst du dir aus einer Reihe die ersten beiden Blöcke. Klappst sie rechts auf rechts und machst am besten gleich eine Klammer an die Seite, die du gleich zusammennähen wirst. (Damit du nicht 5 min später grübelst, welche Seite du nun zusammennähen sollst – ich spreche aus Erfahrung…) Du kannst das Papier beim Zusammennähen der Blöcke drin lassen oder jetzt raus machen. Ich habe beides probiert und komme mit zweitem besser klar.

Zusammennähen mit Papier Zusammennähen ohne Papier

Beim Rausreißen des Papiers sei vorsichtig und ziehe nicht den Stoff, damit er nicht außer Form gerät. Nähst du auf dem Papier, kannst du dich an der Linie orientieren, die Schnittpunkte der Mittelstreifen solltest du dennoch mit einer Stecknadel überprüfen. Du steckst eine Nadel dort durch, wo der Mittelstreifen die ¼“ Nahtlinie kreuzt. Dann schaust du, ob das bei beiden Blöcken gleich ist, korrigierst ggf. und sicherst die Stelle mit zwei Stecknadeln. Ich hoffe, die Bilder erklären es. Dann nähst du die beiden Blöcke zusammen. Mir hilft beim Zusammennähen ein Stiletto, um die Nahtzugaben runterzudrücken und das ganze zu führen. Man kann aber jeden spitzen Gegenstand nehmen, der gut in der Hand liegt und den Stoff nicht kaputt macht. Von allen Gerätschaften, die man so zum Nähen/Patchwork kaufen kann, möchte ich meinen Stiletto nicht mehr missen. Das erste Blockpäarchen ist zusammengenäht. Dann schnappe ich mir die nächsten beiden Blöcke und so weiter. Dann nähe ich je zwei Blockpäarchen zusammen und dann die beiden Viererketten. Fertig ist die erste Reihe. Du fragst dich, ob ich das Bügeln vergessen habe? Nein, das kommt später. Nach diesem Prinzip nähst du alle Reihen nacheinander. Bald ist dein Top fertig!!!

Fertigstellen des Quilttops

Fertigstellen des Quilttops

Du bist auf der Zielgeraden beim Top deines String Quilts! Alle Reihen sind zusammengenäht, jetzt wird gebügelt! Und zwar eine Reihe die Nahtzugaben der verbundenen Blöcke nach rechts, die nächste nach links. So „rasten“ die Nahtzugaben beim Zusammennähen der Reihen ineinander und es wird nicht so knubbelig.

Reihen zusammengenäht

Nähe Reihe an Reihe – beachte hierbei wieder die Passung der Mittelstreifen wie beim Zusammennähen der Blöcke.

Nahtkreuzung passt

Das Nähen wird jetzt etwas unhandlicher – dabei ist es hilfreich, wenn das Top nicht runterhängt und alles in eine Richtung zieht. Ein großer Tisch ist toll, man kann sich aber auch mit Stühlen behelfen. Und langsam nähen, immer wieder das Top zurechtrücken. Bevor du die letzten Nähte bügelst (ich würde alle Reihenverbindungsnahtzugaben in eine Richtung bügeln), schnappe dein fertiges Top, mache im letzten Tageslicht ein Foto und freue dich wie ein Keks über deine Arbeit! Und mache dich bloß nicht verrückt, wenn nicht alle Nahtstellen perfekt aufeinandertreffen. Denn da quiltest du später im Zweifel drüber. Und wenn man es von einem vorbeireitenden Pferd nicht sehen kann, ist es sowieso perfekt!

Die Vorlagen – gratis für dich!

Du kannst die Block-Vorlage und das Ausmalblatt hier mit einem Klick auf das Bild kostenlos herunterladen. Ich freue mich, wenn du etwas auf Instagram postest und mich @crema.catalana.42 markierst und wenn du hier einen Kommentar hinterlässt.

String Quilt FPP Block

String Quilt Ausmalblatt

String Quilt Top
Veröffentlicht am

10 Kommentare

  1. Herzlichen Dank für deine ausführliche Anleitung. Damit komme ich jetzt auch weiter. Danke für deine Mühe und Zeit, die du für uns aufbringst und alles mit uns teilst.
    Ich wünsche dir eine schöne Adventszeit, frohe Weihnachten und ein glückliches, kreatives und gesundes neues Jahr.

  2. Vielen Dank für die tolle Anleitung. Ich habe mir schon als Mittelstreifen Grunge Paper white rausgesucht. Die Streifen zur Seite habe ich als Zuschnitt 1,5″ gewählt und ich werde auch eine Regenbogenvariante wählen. So kann ich wieder mal meine Stoffreste sinnvoll verbrauchen.

  3. Vielen lieben Dank für die angenehme und informative Anleitung. Gut zu verstehen (außer diese Nahtzugabe-Infos. Die überfordern mich jedesmal und immernoch aber ich lerne es ganz bestimmt auch noch). Wenn Du dann noch einen Sewalong anzettelst, ich bin dabei.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert